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18.12.2016 - Ergebnisse Wassermarkierversuch Bettenhöhle Ost - Stöckalp (Melchtal OW)

Weyermann Jörg 18.12.2016

Die Höhlenforscher-Gemeinschaft Unterwalden (HGU) hat im hinteren Melchtal einen Wassermarkierversuch durchgeführt. Nun liegen die umfassenden Ergebnisse vor.

In der 30 km langen Bettenhöhle auf der Melchsee-Frutt (Gemeinde Kerns OW) wurden in zwei Höhlenbächen Markierstoffe eingegeben. Im Bettenhöhlebach sind beim Biwak I 2 kg Fluorescein und im Via-Mala-Bach unterhalb der Verzweigung Via-Mala / Traumstrasse 3 kg Sulforhodamin B verwendet worden.

 

Hier kann der detaillierte Bericht heruntergeladen werden: PDF-Download (5.3 MB)

Hier geht es zur grossen Fotogalerie: Fotogalerie

 

Der Wassermarkierversuch 2013 - kurz in Bildern erzählt

 

Hubert Blättler bei der Eingabe von Fluorescein beim Biwak I in der Bettenhöhle (Foto: 18. Mai 2013, D. Uebelmann).

 

Thomas Breu bei der Eingabe von Sulforhodamin B in der Via Mala. Die weissen Schutzanzüge verhindern das Verschleppen des Farbstoffes in der Höhle. So wird falschen Forschungesergebnissen vorgebeugt (Foto: 18. Mai 2013, S. Berger).

 

 

Am Abend des 18. Mai 2013 tritt an einer unscheinbaren Stelle unterhalb der Hugschwendiquelle Sulforhodamin B aus, was niemand erwartet hätte. Ohne Markierversuch wäre diese Quelle niemandem aufgefallen. Wenige Stunden später versiegte die Quelle aufgrund nachlassender Niederschläge. (Foto: 18. Mai 2013, J. Weyermann). 

 

Erst 22 Stunden nach der Markierstoffeingabe tritt Fluorescein bei der Hugschwendiquelle aus. HGU-Mitglied Pia Fleischlin entnimmt am Quelltopf eine Wasserprobe. Gut sichtbar ist die intensive Grünfärbung des Quellwassers (Foto: 19. Mai 2013, J. Weyermann).

 

 

Für den Wassermarkierversuch wurden über 100 Wasserproben sowie 45 Aktivkohle-Säckchen analysiert und ausgewertet (Foto: J. Weyermann).

 

Materialschlacht: Bis unters Dach gefüllt mit Material für den Wassermarkierversuch (Bild: J. Weyermann).

 

 

Durchgangskurve der beiden eingegebenen Markierstoffe für die Hugschwendiquelle. Gur sichtbar ist, dass nur Fluorescein nachgewiesen werden konnte (Grafik: F. Hendry).

 

 

Bei der Hugschwendi-Hangfussquelle konnten beide Markierstoffe nachgewiesen werden. Die Konzentration der Markierstoffe ist massiv höher als bei der Hugschwendiquelle. Das bei der Hangfussquelle austretende Wasser hat die unterirdische Fliessstrecke insgesamt also deutlich schneller zurückgelegt als das der Hugschwendiquelle zufliessende Karstwasser. Die deutlichen Unterschiede lassen sich dadurch erklären, dass das Karstwasser vor dem Austritt bei der Hugschwendiquelle im Untergrund eine wassergesättigte Zone durchqueren muss. Diese liegt mutmasslich im Bereich einer lokal in der «Schrattenplatte» vorhanden Trogstruktur (Grafik: F. Hendry)

Aufgrund der Frachtberechnungen wurden bei der Hugschwendiquelle und der Hangfussquelle insgesamt immerhin rund 30 % des in der Bettenhöhlebach eingegebenen Fluorescein, jedoch lediglich 1 – 2 % des Sulforhodamins B aus dem Via-Mala-Bach zurückgewonnen. Der Rest ist unbeobachtet vermutlich zum grössten Teil direkt unterirdisch dem Talgrundwasser zugeflossen.

 

 

Ergebnisse aus dem Markierversuch: Das in der Via-Mala markierte Höhlenbachwasser konnte nur bei der Hugschwendi-Hangfussquelle beobachtet werden. Das Wasser des Bettenhöhlebachs trat einerseits über eine freifliessende Verbindung bei der Hugschwendi-Hangfussquelle, andererseits nach Durchströmen einer wassergesättigten Karstzone verzögert auch bei der Hugschwendiquelle aus. Ein grosser Teil des Karstwassers ist mutmasslich unterirdisch direkt dem Talgrundwasser zugeflossen (Kartenausschnitt: Bundesamt für Landestopographie, swisstopo; Darstellung: F. Hendry).

 

Schlussfolgerungen

Das Wasser des Bettenhöhlebachs mündet in die Hugschwendiquelle, geht teilweise aber auch direkt ins Talgrundwasser über. Das Karstwasser steigt von der tieferen Quintenkalk-Schuppe wieder in die darüber liegende «Schrattenplatte» auf.

Die angetroffenen Fliesswege in Richtung der Hugschwendi-Hangfussquelle sind freifliessend. Im Gegensatz dazu muss das Karstwasser, welches bei der Hugschwendi­quelle austritt, eine wassergesättigte Zone durchqueren. Der Via-Mala-Bach sowie zumindest teilweise auch der Bettenhöhlebach scheinen in Gängen relativ schnell zur Stöckalp zu fliessen, die zwar zeitweise wasserführend sind, die aber ausserhalb des gesättigten Bereichs liegen und daher zumindest temporär grundsätzlich frei begehbar sind.

Ausser dem zumindest lokal vorhandenen gesättigten Bereich konnten aus dem Markierversuch keine Hinweise auf ein weitläufiges, rezentes Karstniveau gefunden werden. Jedoch kann es auch nicht ausgeschlossen werden, zumal grössere Anteile der eingegebenen Markierstoffe nicht zurückgewonnen worden sind und auch in der tiefen Grundwasserfassung im Talgrundwasser kein Markierstoffnachweis erfolgte. Der Markierversuch steuert weitere Erkenntnisse zum Verständnis des Gesamtsystems zu, wirft gleichzeitig aber auch wieder weitere Fragen auf, denen u.a. die zukünftige Höhlenforschung mit weiteren Untersuchungen auf die Spur gehen kann.